In dem Zwischenbericht Medienkompetenz der Internet-Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags hatte es sich bereits angedeutet: Alle Schülerinnen und Schüler sollen künftig über ein eigenes Endgerät verfügen. Auch in vielen Kultusministerien und bei den ersten kommunalen Schulträgern wird das Thema 1:1-Ausstattung aktuell intensiv diskutiert. Meist vor dem Hintergrund der Einbeziehung privater Endgeräte i.S.v. Bring Your Own Device (BYOD).
Die Welt und der Focus berichten jetzt, dass SPD und CDU in den Gesprächen zur Bildung ihrer Großen Koalition im Rahmen der „Digitalen Agenda“ allen Schülerinnen und Schülern ein mobiles Endgerät (Tablet oder Smartphone) zur Verfügung stellen wollen. Natürlich unter dem Vorbehalt der Finanzierung.
Geplant seien demnach Ausgaben von einer halben Milliarde Euro pro Jahr, insgesamt also zwei Milliarden Euro in der Legislaturperiode. Schnell nachgerechnet: Bei rund 11,2 Millionen Schülerinnen und Schülern, die das Statistische Bundesamt für Deutschland ausweist, komme ich auf einen Betrag von knapp 178 Euro pro Endgerät. In großen Losen ausgeschrieben, bekommt man für diesen Preis wahrscheinlich sogar ein Gerät der unteren Mittelklasse.
Allerdings ohne, dass damit der Aufbau und Betrieb der notwendigen Infrastruktur in den Schulen mitfinanziert wäre: Es fehlt dort meist eine flächendeckende Funkvernetzung (WLAN) und ein breitbandiger Internetanschluss, der ausreichend dimensioniert ist, damit einige hundert Schülerinnen und Schüler parallel im Netz arbeiten können. Die Daten und Applikationen liegen noch auf Schulservern und Clients lokal in der Schule und nicht webbasiert in der Cloud, so dass von jedem Endgerät von jedem Ort und zu jeder Zeit darauf zugegriffen werden könnte. Letztendlich bleibt auch die Frage nach dem Betrieb dieser Infrastrukturen und die der Unterstützung der Anwenderinnen und Anwender offen. Und wahrscheinlich braucht es dann noch ein wenig Fortbildung, damit Lehrkräfte diese Geräte auch gewinnbringend in ihrem Unterricht einsetzen können.
Grundsätzlich ist der Weg, künftig nicht mehr die Schulen, sondern stärker die Schülerinnen und Schülern auszustatten, richtig. Es bleibt aber zu hoffen, das darüber ein intensiver Dialog zwischen Bund, Ländern und Kommunen geführt wird, der festlegt, wie diese Gemeinschaftsaufgabe von alle Beteiligten finanziell und organisatorisch gestemmt werden kann.
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