Autor: Andreas Breiter

Was verhindert die Digitalisierung der Schulbücher?

Eine Studie in den USA hat versucht herauszufinden, welche Hindernisse einer vollständigen Digitalisierung von Schulbüchern entgegen stehen. In der Online Ausgabe der Education Week wird auf diese Studie und eine Abbildung verwiesen, nach der nur 20% der befragten IT-Spezialist_innen in den Schuldistrikten von einer völligen Ablösung ausgehen. Und dies im HighTech Land USA ohne Oligopol der Schulbuchverlage. Wie mag das dann wohl bei uns aussehen? Wahrscheinlich gäbe es solche Zahlen nicht, weil wir in der Fläche gar keine IT-Spezialist_innen für Lernangebote bei den Schuldistrikten haben.

Handys schaden dem Lernen: hier ist der Beweis

Die ehrwürdige London School of Economics (LSE) hat kürzlich eine Studie veröffentlicht, die „nachweist“, dass Schülerinnen und Schüler an Schulen mit Handy-Verbot (in Großbritannien) signifkant besser bei den nationalen Tests (GCSE) abschneiden, als weniger restriktive Schulen. Das berichtet der Guardian in seiner Ausgabe vom 15.5.2015. Unter dem Titel „Distraction & Student Performance“ haben Beland und Murphy detailliert untersucht, wie sich die Handy-Nutzung insbesondere bei „schwächeren“ Schülerinnen und Schülern negativ auf die Leistungsergebnisse ausgewirkt hat. Ist das nun Wasser auf die Mühlen der Handy-Verbieter (und darunter sind einige deutsche Schulen, die eher aus dem Bauch heraus argumentieren) oder zeigt dies nur, dass Medienkompetenz noch viel stärker in den Alltag der Schule integriert werden muss?

Tolle Nachrichten für die Schulentwicklung

Nun ist es endlich soweit: Am 29. April 2015 steigt in Berlin die Gründungsfeier der Deutschen Schulakademie. Ziel der Schulakademie, die von der Robert-Bosch-Stiftung zum Anschub finanziert wird, ist es, Materialien für gute Schulpraxis zur Verfügung zu stellen, zu Fragen der Schul- und Unterrichtsentwicklung zu beraten und innovative Fortbildungen für Lehrer und Schulleiter zu organisieren. Durch den konsequenten praxisorientierten Ansatz besteht die Hoffnung, dass Bewegung in die vornehmlich psychologisch geprägte Bildungsforschung kommt und am Ende auch hilfreiche Ergebnisse für die Schule heraus kommen. Dafür steht sicherlich auch der neue Leiter der Schulakademie, Prof. Hans Anand Pant, einer der beiden Direktoren des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB), der von dort ab Sommer wechselt. Für die Medienintegration ist dies ein gutes Zeichen und wir wollen hoffen, dass Medien als integrative Teile einer innovativen Schule im pädagogischen wie im administrativen Bereich wieder mehr in den Fokus rücken.

Medienkompetenz: Wenigstens die Expert/innen sind sich einig

Heute fand ein öffentliches Fachgespräch des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages unter der Leitung der Vorsitzenden Saskia Esken (SPD) statt. Als Expert/innen waren geladen: Prof. Dr. Birgit Eickelmann (Universität Paderborn); Richard Heinen (Universität Duisburg-Essen); Uwe Lübking (Beigeordneter des Deutschen Städte- und Gemeindebundes); Prof. Dr. Jörg Müller-Lietzkow (Universität Paderborn) und Daniel Seitz (mediale-pfade.org). Alle waren sich darin einig, dass Medienkompetenz wichtig sei und stärkten dem Antrag der Regierungsfraktionen den Rücken. Die Ausschussvorsitzende schreibt auf ihrer Webseite: „Medienkompetenz und informatorische Grundbildung werden in einer zunehmend digitalisierten Welt immer bedeutender. Die Ausführungen der Experten haben uns gezeigt, dass wir uns mit diesem Antrag und seinem vorgeschlagenen Maßnahmenbündel auf dem richtigen Weg befinden.“ Wir erfreulich! Und dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass weder der Bund noch der Bundestag hier eine Steuerungskompetenz hat. Mal sehen, wie das die Länder finden. Leider wurde auch an diesem Ort mal wieder Medienkompetenz und algorithmische Kompetenz miteinander verschmolzen, obwohl es zwei sehr unterschiedliche Bereiche sind – wie uns eindrucksvoll der lehrplan21 aus der Schweiz aufzeigt. Ansonsten hat die Anhörung auf …

Streit beim iPad-Projekt in Los Angeles

Das ursprüngliche Vorhaben in dem größten US-Schuldistrikt in Los Angeles zur Ausstattung der Schülerinnen und Schüler mit iPads stand von Anfang an unter keinem gute Stern (siehe unsere Blog-Beiträge). Nach dem Rückzug und den Streitigkeiten mit Apple geht es jetzt beim Distrikt gegen den Lernmittel-Produzenten Pearson. Darüber berichtet die Education Week in ihrer Ausgabe vom 16.4.2015. Dabei zitieren die Autoren den Distrikt: „While Apple and Pearson promised a state-of-the-art technological solution…they have yet to deliver it.“ Das klingt alles andere als positiv. Offensichtlich ist die Idee der Medienintegration, also der Berücksichtigung aller (!) Aspekte zur Einbettung digitaler Medien in der Schule, wie wir sie formuliert haben, dort noch nicht angekommen. Es bleibt abzuwarten, was der nächste Akt liefern wird.

Finnlands Schulsystem im kontinuierlichen Veränderungsprozess

Das finnische Schulsystem wird zum Schuljahr 2016/2017 mal wieder grundlegend verändert, wie die Huffington Post in ihrer Ausgabe vom 29.3.2015 berichtet. Darin wird folgendes Ziel von finnischen Expert/innen formuliert: „[…] to provide students with the necessary skills for a more technological, global society.“ Dies soll mit drei zentralen Maßnahmen erreicht werden: Phenomenon-Based Teaching (hier ein Video, was das erklärt) Schüler/innen unterstützen Lehrkräfte bei der Unterrichtsplanung Verstärkte Zusammenarbeit unter den Schüler/innen Was zunächst sicherlich nucht nach einer Revolution ausschaut, mag sich auf den zweiten Blick als eine konsequente Weiterentwicklung eines ohnehin schon innovativen Systems darstellen. Man kann gespannt sein, welche rolled arin digitale Medien spielen. Explizit sind sie nicht erwähnt, aber das was in Finnland bisher nie so – sie sind einfach selbstverständliches Werkzeug und Lerngegenstand.

Digitale Medien und Schulen: die einen hüh, die anderen hott

Nachdem gestern die SZ Online über die Pläne der Bundesregierung zur Stärkung der „digitalen Kompetenz“ berichtet hat, bei denen es um einen Staatsvertrag zwischen Bund und Ländern gehen könnte (siehe unser Blog-Eintrag), gab es in der gleichen Ausgabe ein Interview mit dem Titel: „Raus mit den Computern„. Gefragt wurde Gerald Lembke, seines Zeichens Studiengangsleiter für Digitale Medien an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und zugleich Präsident des Bundesverbandes für Medien und Marketing. Er hält es für erwiesen, dass Kinder erst ab 12 Jahren in der Schule mit digitalen Medien arbeiten und lernen sollten. Woher diese Erkenntnis stammt, verrät er nicht. Und warum jetzt ausgerechnet die Grenze bei 12 Jahren und nicht bei 11 oder 13 Jahren liegen soll, wird im Interview auch nicht deutlich. Das erinnert an die Aussagen u.a. vom ehemaligen Leiter des KFN, Pfeiffer, der immer davon sprach, dass Computer ab Klasse 5 erst Sinn machen könnten – auch so eine künstliche Grenze. Wenn wir das jetzt zusammenbringen, fällt auf, dass wir in Deutschland nach wie vor eine erhebliche Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit …

Chromebooks der Renner in den USA

Nach Analysen von Marktforschern der Firma Futuresource haben Chromebooks mit einer Wachstumsrate von 40% in 2014 den US-amerikanischen Markt im Schulbereich umgekrempelt. Während weltweit und insbesondere in Westeuropa nach wie vor Windows-Geräte dominieren, spielen die google-Geräte in US-amerikanischen Schulen einer immer größere Rolle. Ein offensichtlicher Grund liegt im günstigen Kaufpreis für die Schuldistrikte. Aber dahinter liegt eine ganz andere Motivation: die meistens Leistungstests für Schülerinnen und Schüler auf Distrikt, Bundestaats- und Bundesebene in den USA werden sukzessive auf computer-basierte Verfahren umgestellt (siehe auch unsere Publikationen dazu). Im Artikel der Online-Zeitschrift Education Week sagt einer der Marktforscher dazu: „Chrome has absolutely flown,“ said Fisher in a phone interview. „It has an attractive price point“ for districts that need to prepare quickly for online assessments, he added.“ In Deutschland sind Chromebooks nicht nur aus datenschutzrechtlichen Gründen bedenklich. Das Unternehmen macht derzeit noch weniger aggressive Werbung und es fehlt die „Zwangsanwendung“ von zentralen staatlichen Testverfahren. Wie lange noch?  

Von der „Überdigitalisierung“ der Schule

Anlässlich der didacta hat der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Karl Kraus, seines Zeichens Direktor eines bayrischen Gymnasiums, in einem Interview mit deutschlandradio kultur mal wieder klar Stellung bezogen: „Wogegen ich etwas habe, das ist die Euphorie, zu glauben, Schule könnte nun völlig anders gestaltet werden, völlig umgekrempelt werden, die totale Zwangsdigitalisierung, diese Euphorie stört mich. […] Es hat mir bislang noch niemand nachweisen können, dass eine Totaldigitalisierung des Unterrichts beziehungsweise eine Eins-zu-eins-Computer-und-Tabletversorgungsrate für Schüler den Schülern wirklich etwas bringt […]“. Damit macht Herr Kraus deutlich, dass er erstens wenig Einblicke in die Situation an deutschen Schulen und schon gar nicht bezüglich der Potenziale digitaler Medien hat und stellt zweitens klar, dass er trotzdem darüber sprechen kann. Der Gradmesser des Erfolgs sei – so Kraus – das Abschneiden in Leistungstests. Und da hat er Recht! Eine kausale Beziehung zwischen digitalen Medien und „Leistungssteigerung“ ist kaum messbar. Das Konzept der Medienkompetenz ist aber offensichtlich noch nicht so weit im Lehrerverband vorgedrungen. Es scheint, als ginge es da um eine lehrerzentrierte Angelegenheit: „Also, es muss nicht jedes Kind, …

Schüler/innen in L.A. müssen auf Computer warten

Ursprünglich war es wahrscheinlich das größte und ambitionierteste Ausstattungsprojekt der Welt: Fast 650.000 Schülerinnen und Schüler sollten im Schuldistrikt von Los Angeles mit Tablets eines präferierten Herstellers ausgestattet werden. Aufgrund von Querelen, fehlender curricularer Anbindung und unklaren Zielsetzungen geriet das Projekt ins Stocken. Jetzt meldet sich Ramon Cortines, der neue Superintendent (so etwas wie eine Mischung aus Oberschulrat und Schuldezernentin, aber von den Einwohner/innen gewählt!) zu Wort und sagt: „… I believe that currently the district does not have sufficient funds to purchase and maintain technology in a 1:1 model.“ (Statement auf den Seiten des LAUSD). Insbesondere die langfristigen Folgekosten wären im Moment nicht absehbar. Vielleicht eine kleine Warnung für deutsche Schulträger. Oder doch lieber Bring-your-own-device?