Alle Artikel in: Informatik-Kompetenz

Medienbildung soll Informatik schlucken…

In Baden Württemberg ist die Diskussion um den Informatikunterricht neu entfacht. Als eines der Länder, die Informatik in der Unter- und Mittelstufe bis jetzt verankert hat, setzt BaWü nun auf ein Fach Medienbildung?  Das Kultusministerium des Bundeslandes stellte indes klar, dass die Änderungen im Fach Informatik an den weiterführenden Schulen künftig darin bestehen sollen,  dass  die Informatik  in die fächerübergreifende Medienbildung integriert wird. Fachlehrer/innen und auch Informatiker/innen laufen Sturm gegen die geplanten Änderungen. Aber unabhängig davon wie der Streit ausgeht, eine umfassende  Weiterbildungsoffensive für Lehrkräfte ist in beiden Bereichen,  Informatik sowie auch Medienbildung ist in jedem Fall nötig. Die Pressestimmen spiegeln den Konflikt eindrucksvoll wieder, Fokus und Heise nehmen sich des Themas an.

Medienkompetenz: Wenigstens die Expert/innen sind sich einig

Heute fand ein öffentliches Fachgespräch des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages unter der Leitung der Vorsitzenden Saskia Esken (SPD) statt. Als Expert/innen waren geladen: Prof. Dr. Birgit Eickelmann (Universität Paderborn); Richard Heinen (Universität Duisburg-Essen); Uwe Lübking (Beigeordneter des Deutschen Städte- und Gemeindebundes); Prof. Dr. Jörg Müller-Lietzkow (Universität Paderborn) und Daniel Seitz (mediale-pfade.org). Alle waren sich darin einig, dass Medienkompetenz wichtig sei und stärkten dem Antrag der Regierungsfraktionen den Rücken. Die Ausschussvorsitzende schreibt auf ihrer Webseite: „Medienkompetenz und informatorische Grundbildung werden in einer zunehmend digitalisierten Welt immer bedeutender. Die Ausführungen der Experten haben uns gezeigt, dass wir uns mit diesem Antrag und seinem vorgeschlagenen Maßnahmenbündel auf dem richtigen Weg befinden.“ Wir erfreulich! Und dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass weder der Bund noch der Bundestag hier eine Steuerungskompetenz hat. Mal sehen, wie das die Länder finden. Leider wurde auch an diesem Ort mal wieder Medienkompetenz und algorithmische Kompetenz miteinander verschmolzen, obwohl es zwei sehr unterschiedliche Bereiche sind – wie uns eindrucksvoll der lehrplan21 aus der Schweiz aufzeigt. Ansonsten hat die Anhörung auf …

Schulinformatik für mehr Medienkompetenz

In ihrer aktuellen Erklärung spricht sich die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) für die verbindliche Einführung der Schulinformatik aus: „Informatische Bildung sichert die Teilhabe unserer Jugend an der digitalen Gesellschaft. Hierzu ist sowohl eine fächerübergreifende Medienbildung als auch ein zeitgemäßer Informatikunterricht unabdingbar.“, sagte Prof. Dr. Steffen Friedrich, Sprecher des Expertenkreises. Ebenso wichtig sei es, Kinder und Jugendliche unter Nutzung digitaler Werkzeuge zur aktiven, kreativen Gestaltung ihrer Welt zu befähigen. Ein selbstbestimmtes Agieren in der digitalen Welt sowie der sichere Umgang mit den notwendigen Fachbegriffen, wie z. B. „Netzneutralität“, sei nur mit Wissen zu den zugehörigen informatischen Konzepten möglich, so die Schlussfolgerung der Informatiker (Quelle: GI-Pressemeldung vom 9.4.2015)“. Die Bildungserklärung der GI kann im direkten Zusammenhang mit dem schlechten Abschneiden deutscher Schüler/innen in der so genannten ICILS-Studie (International Computer and Information Literacy Study) gesehen werden.  Seit Veröffentlichung der Studie im letzten Winter, die computerbezogene Fähigkeiten deutscher Schüler/innen im internationalen Vergleich gemessen hat, ist wieder heftig Bewegung in das Thema Medienkompetenzförderung und die verbindliche Verankerung von Medienbildung in schulischen Bildungsstandards und Curricula gekommen. Auch dem Bundestag war …

Fast jedes deutsche Kind besitzt Zugang zum Internet

Eine repräsentative Umfrage der LBS-Gruppe zeigt, dass 84% der 9- bis 14-Jährigen ein eigenes Handy besitzen, 58% sogar ein eigenes Smartphone. Lediglich 7% der Kinder haben keinen Zugang zum Internet. Befragt wurden 11.000 Kinder im gesamten Gebiet der Bundesrepublik. Die Umfrage bestätigt den Trend eines konstanten Anstiegs der Nutzung von mobilen Endgeräten: Während 2007 lediglich 68% der Kinder ein eigenes Handy besaßen, waren es 2011 schon 79% und im Jahr 2014 praktisch fast jedes Kind. The LBS-Studie schließt daraus, dass „Kinder heute schon fast vollständig an die mobile Kommunikation angeschlossen [sind]. Je älter Kinder werden, desto mehr Mediengeräte befinden sich in ihrem Besitz und desto häufiger gehen sie ins Internet. Meist gehen Kinder am eigenen PC oder über das Smartphone ins Internet, um auf diesem Wege Kontakte zu pflegen oder neue Freunde zu finden. Dabei nutzen jüngere Kinder eher den Computer und ältere lieber ihr Smartphone.“ Unterschiede in der Medienausstattung finden sich zwischen zwischen den Geschlechtern, sind aber auch bedingt durch die sozio-ökonomische Situation der Eltern (etwa Arbeitslosigkeit oder Migrationshintergrund). Zum Beispiel besitzen Jungen häufiger …

Digitale Medien und Schulen: die einen hüh, die anderen hott

Nachdem gestern die SZ Online über die Pläne der Bundesregierung zur Stärkung der „digitalen Kompetenz“ berichtet hat, bei denen es um einen Staatsvertrag zwischen Bund und Ländern gehen könnte (siehe unser Blog-Eintrag), gab es in der gleichen Ausgabe ein Interview mit dem Titel: „Raus mit den Computern„. Gefragt wurde Gerald Lembke, seines Zeichens Studiengangsleiter für Digitale Medien an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und zugleich Präsident des Bundesverbandes für Medien und Marketing. Er hält es für erwiesen, dass Kinder erst ab 12 Jahren in der Schule mit digitalen Medien arbeiten und lernen sollten. Woher diese Erkenntnis stammt, verrät er nicht. Und warum jetzt ausgerechnet die Grenze bei 12 Jahren und nicht bei 11 oder 13 Jahren liegen soll, wird im Interview auch nicht deutlich. Das erinnert an die Aussagen u.a. vom ehemaligen Leiter des KFN, Pfeiffer, der immer davon sprach, dass Computer ab Klasse 5 erst Sinn machen könnten – auch so eine künstliche Grenze. Wenn wir das jetzt zusammenbringen, fällt auf, dass wir in Deutschland nach wie vor eine erhebliche Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit …

Junior Lab: Medienkompetenz spielerisch lernen

Vom 7. bis 11. April 2015 findet in Berlin das Junior Lab für Mädchen und Jungen zwischen 8 und 14 Jahren statt. Die Veranstalter versprechen „eine Woche voller Spaß, Entdecken, Ideen haben und umsetzen“ in der die Teilnehmer die „kreativen Möglichkeiten von Hard- und Software spielerisch“ kennenlernen: Es werden Superhelden gebaut, Lieblingslieder auf selbstgebauten Instrumenten komponiert und kluge Klamotten gestaltet. Ganz nebenbei lernen die Mädchen und Jungen über Arduino, Coding, Löten, 3D Druck oder Wearables. Es gibt Platz für 80 Teilnehmer, die Teilnahmekosten betragen 100 €. Die Anmeldung erfolgt hier. Wer Interesse daran hat Junior Labs in der eigenen Stadt zu organisieren, kann sich an das Team vom Junior Lab zum Erfahrungsaustausch wenden.

Neue KIM-Studie erschienen

In der vergangenen Woche veröffentliche der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest die KIM-Studie 2014. Bereits seit 1999 werden Kinder zwischen sechs und 13 Jahren sowie ihre Haupterzieherinnen (überwiegend Mütter) zu ihrem Mediennutzungsverhalten befragt. Medien spielen bei Kindern in diesem Alter eine wichtige Rolle: Zwei Drittel von ihnen sind an dem Thema Internet/Computer/Laptop interessiert. Ihr Interesse an diesen Medien steigt zudem mit zunehmendem Alter. Die 12- bis 13-Jährigen können auf diese Medien sogar am wenigsten verzichten, bei den jüngeren liegt noch der Fernseher vorne. Neben Hausaufgaben und Lernen für die Schule sowie Spielen mit den Freunden, ist die Beschäftigung mit Medien in der Freizeit weit verbreitet. Ein Viertel der Kinder surft (fast) täglich im Internet, 38 Prozent nutzen ebenso häufig ein Handy oder Smartphone. Immerhin 47 Prozent der Kinder können ein Handy oder Smartphone ihr eigen nennen. Auffällig dabei ist, dass sie diese Medien häufig alleine nutzen. Der Vergleich zu der Vorgängerstudie zeigt, dass sich der Anteil derjenigen, die das Internet nutzen, kaum verändert hat. Den entscheidenden Unterschied machen hier jedoch die Häufigkeit und die Dauer der Nutzung: …

Von der „Überdigitalisierung“ der Schule

Anlässlich der didacta hat der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Karl Kraus, seines Zeichens Direktor eines bayrischen Gymnasiums, in einem Interview mit deutschlandradio kultur mal wieder klar Stellung bezogen: „Wogegen ich etwas habe, das ist die Euphorie, zu glauben, Schule könnte nun völlig anders gestaltet werden, völlig umgekrempelt werden, die totale Zwangsdigitalisierung, diese Euphorie stört mich. […] Es hat mir bislang noch niemand nachweisen können, dass eine Totaldigitalisierung des Unterrichts beziehungsweise eine Eins-zu-eins-Computer-und-Tabletversorgungsrate für Schüler den Schülern wirklich etwas bringt […]“. Damit macht Herr Kraus deutlich, dass er erstens wenig Einblicke in die Situation an deutschen Schulen und schon gar nicht bezüglich der Potenziale digitaler Medien hat und stellt zweitens klar, dass er trotzdem darüber sprechen kann. Der Gradmesser des Erfolgs sei – so Kraus – das Abschneiden in Leistungstests. Und da hat er Recht! Eine kausale Beziehung zwischen digitalen Medien und „Leistungssteigerung“ ist kaum messbar. Das Konzept der Medienkompetenz ist aber offensichtlich noch nicht so weit im Lehrerverband vorgedrungen. Es scheint, als ginge es da um eine lehrerzentrierte Angelegenheit: „Also, es muss nicht jedes Kind, …

Lernen heißt Machen

So das Kredo vom allseits bekannten Konstruktionismus des Seymour Papert. Wissen konstruieren durch Konstruktion eines Dingens, eines „object-to-think-with“. Die pädagogisch vorgebildeten Leserinnen und Leser mögen jetzt gelangweilt gähnen, anderen Lesestoff aus den, auch im jungen 2015 immer noch nicht sortierten, Lesezeichen hervorkramen. Neue Aktualität bekommt die Lerntheorie im Zusammenhang mit der fortschreitenden Verbreitung von FabLabs, Maker Spaces, Hackerspaces und wie die Hightech-Werkstätten noch genannt werden. In diesen Werkstätten steht das Machen im Vordergrund, das Machen von Dingens. Dingens sind praktisch, hübsch oder intelligent – oder alles zusammen. Vor allem sind sie einzigartig, meistens zumindest. Ihre Schöpfer, die Nutzerinnen und Nutzer von FabLabs, nennen sich Maker. Das Prinzip ist einfach. Ohne aktives Handeln – die Basis konstruktionistischen Lernens – kein eigenes Dingens. Maker machen sich dafür Technologien wie 3D-Druck, Laser Cutting, 3D-Scannen, Physical Computing (Verwendung und Programmierung von Mikrocontrollern, Sensoren, Aktoren und Konduktoren) u.a. zu eigen. Der iterative Konstruktionsprozess der Dingens machen sie zu „objects-to-think-with“. Potential und Grenzen digitaler Fertigungsverfahren werden erfahrbar, Arbeits- und Aneignungstechniken explorierbar, Kompetenzen mit und über digitale Medien können erworben werden. Viele FabLabs in Deutschland arbeiten mit Schulen zusammen, punktuell projektbasiert oder regelmäßig (z.B. die FabLabs Nürnberg, Bremen, München und Bayreuth), …